Widerstand zwecklos
Wieder einmal probt ein Kind einen „Aufstand“.
„Ach, das Kind ist bestimmt in seiner Trotzphase.“, heißt es dann schnell.
Es schreit, wirft die Arme um sich, spuckt vielleicht sogar oder kratzt den, der ihm zu nahe kommt. Gegebenenfalls verweigert es die Teilnahme an bestimmten Gemeinschaftsaktionen oder diskutiert stundenlang über die Wahl der Kleider am frühen Morgen. Bis die Eltern sich denken: „Es reicht!“
Na, weckt das bei dir gewisse Szenarien aus Erfahrungen, die auch du gesammelt hast?
Nicht selten habe ich als Erzieherin erlebt, dass Kinder morgens im Schlafanzug in die Kita kamen. Ja, wirklich. Es ist nicht jeden Tag der Fall, aber es kommt vor. Also, erst einmal Hand auf’s Herz, tief durchatmen und es nicht alles zu persönlich nehmen. Kinder testen deine Grenzen und lieben es! Sie schauen gerne, wie weit sie gehen können und manchmal kommen sie sogar im Winter im Sommerdress in die Kindertagesstätte. Alles schon vorgekommen. 🙂
Was denkst du, wenn du das hörst?
Würdest du einem Kind hier klare Grenzen aufzeigen und sagen: „Es ist Winter, ohne warme Kleidung gehst du nicht vor die Tür?“ Oder wärst du auch eher derjenige, der sagen würde: „Ganz ehrlich. Dann darf das Kind auch mal spüren und fühlen was es heißt, dass Winter ist?“ Passende Kleidung zum Umziehen, kann man ja immer noch mitgeben.
Maria Montessori spricht hier von Freiheit und Disziplin. Sie sagt, dass Kinder einerseits Freiheit erleben sollten: Zum Beispiel bei der freien Platzwahl, der Wahl ihrer Spielpartner oder auch der Wahl, was sie spielen. Aber sie sagt auch, dass diese Wahl Grenzen hat: Zum Beispiel in Momenten, in denen der Erwachsene zum Wohle des Kindes entscheiden muss, dass es für die Gesundheit des Kindes zum Beispiel notwendig ist, in Winterschuhen durch den Schnee zu stiefeln.
Wusstest du, dass Maria Montessori davon sprach, dass Kinder, welche Wutanfälle haben, beziehungsweise mit ihrem Gegenüber nicht an einem Strang ziehen, sich oft missverstanden fühlen? Sie sagt Kinder, welche nicht aus ihrem Tun und dem, was sie interessiert, permanent herausgerissen werden, denen man den Freiraum lässt sich in ihrem Tempo zu entfalten, dass diese weniger oft trotzig sind, weniger Widerstand leisten. Sie sind kooperativer und friedlicher und wisst ihr was laut ihr einer der besten Zeichen ist? Wenn dein Kind vor sich her summt. Es scheint dann in seiner Mitte, zufrieden und ganz im Hier und Jetzt angekommen zu sein. Tatsächlich heißt es in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) auch, dass singen und summen das Erdelement stärkt und diesem wird der Magen zugeordnet, der wiederum für Zufriedenheit steht. Wenn ein Kind also an Bauchschmerzen leidet, kann dies im Zusammenhang stehen mit seiner aktuellen Zufriedenheit.
Ich habe schonmal Eltern erlebt, die haben ihr Kind doch tatsächlich für das summen und singen ausgeschimpft. Es solle leise sein. Mamma mia! Wieso sollte es? Wenn ihm nach singen zu Mute ist, dann lass es doch singen. Für mich war das einfach nur ein Zeichen dafür, dass die Nerven der Eltern generell recht dünn waren zu dem Zeitpunkt.
Kinesiologie kann Eltern helfen wieder „dickere Nerven“ zu haben, mehr Energie und Geduld für Situationen, in denen sie vielleicht von etwas genervt sind, was für das Kind aber wichtig ist. Denn Selbstausdruck ist wichtig. Sagen wir dem Kind es soll mal den Mund halten oder aufhören zu singen, dann bremsen wir es in einem Prozess der unfassbar wichtig ist. Denn jeder Eindruck braucht einen Ausdruck und Kinder haben nun mal super viele neue Eindrücke die sie Tag für Tag verarbeiten.
Dünne Nerven zu haben kann verschiedenste Ursachen haben, manchmal liegt es daran, dass wir denken alles „alleine“ schaffen zu müssen. Vielleicht denken wir das noch nicht einmal bewusst, aber es kann sein, dass bei einigen von uns dieser Glaubenssatz im Unterbewusstsein abgespeichert ist und das Außen uns das gefühlt immer und immer wieder bestätigt, bis wir irgendwann den Beschluss fassen da mal genauer hinzuschauen. Mit einem Kinesiologen unseren Vertrauens können wir den Glaubenssatz wandeln, z.B. in dem wir, wenn nützlich, das Ursachenalter herausfinden, in dem das Glaubensmuster entstanden ist.
Dann können Eltern im besten Fall wieder mit ihren Kindern durch „dick und dünn“ gehen und das mit starkem Nervenkostüm und dem Gefühl, dass sie gemeinsam mit Freunden und Familie alles meistern werden. Keiner ist je allein, wir sind alle immer miteinander in Verbindung. Alles was wir tun, sagen, denken hat Auswirkung auf unser Umfeld.
Wenn wir Eltern also etwas für unser Kind tun wollen, so gibt es immer die Möglichkeit auch bei sich selbst erst einmal hinzuschauen, denn auch das kann unseren Kindern dienlich sein. Wir sollten laut Montessori „Diener des Kindes“ sein, dass bedeutet aber nicht Bediener, sondern Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Dem Kind helfen wir am meisten, wenn wir es unterstützten auf seinem Weg in die Unabhängigkeit.
Alles Liebe,
Eure Verena